Am 20. Jänner 2022 wurde der Weltbildungsbericht1 in einer Veranstaltung der Österreichischen UNESCO-Kommission präsentiert.2 Der seit dem Jahr 2002 jährlich publizierte Bericht hat 2021/22 den Schwerpunkt „Nicht-staatliche Akteure im Bildungswesen“. Mit der Fragestellung „Wer wählt? Wer verliert?“ wird das Verhältnis der Politik zu nichtstaatlichen Akteuren untersucht. Ein eigenes Kapitel befasst sich mit beruflicher Bildung und Erwachsenenbildung.
Die nicht-staatlichen Einrichtungen (NGOs) haben in der Erwachsenenbildung eine große Bedeutung. Sie sind treibende Kräfte und insbesondere gemeinnützige Einrichtungen sind in drei großen Bereichen tätig: Literalität und Basisbildung, berufliche Weiterbildung und zivilgesellschaftliche Bildung, Bildung für den sozialen Zusammenhalt. Weiters haben NGOs dazu beigetragen, dass auch die nicht-dominanten Sprachen einen wichtigen Stellenwert in der Bildung haben (Stichwort: Mehrsprachigkeit). NGOs und zivilgesellschaftliche Organisationen (CSOs) unterstützen zahlreiche Initiativen und arbeiten mit den Institutionen der öffentlichen Hand zusammen. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass immer mehr private und gewinnorientierte Organisationen und Unternehmen auf den Bildungsmarkt drängen. Gleichzeitig wird festgestellt, dass die Politik selten die Nichtregierungsorganisationen konsultiert. Daraus lässt sich im Umkehrschluss die Empfehlung ableiten, die Erwachsenenbildungspolitik besser und mehr als bisher gemeinsam mit den NGOs und den CSOs zu gestalten.
Am Beispiel des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen und der gemeinnützigen Erwachsenenbildung, die in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) organisiert ist, lässt sich sehr gut argumentieren, warum auch die Politik von einer kooperativen Gestaltung profitieren kann. Denn wir verfügen über eine hohe inhaltliche Kompetenz, Fachwissen und pädagogisches Know-how. Weiters verfügen wir über demokratiepolitische Erfahrung, die uns viel implizites Wissen ermöglicht, das sich auch laufend erneuert durch Diskussion, Erfahrungsaustausch und Abstimmungsprozesse. Mit diesem spezifischen aus der Praxis und aus den Daten generierten Wissen verbessern wir unsere Angebote und verfügen somit über ein Wissen, das weit über die vorhandenen Statistiken hinausgeht.
Die UNESCO gibt fünf Empfehlungen für eine hochwertige Bildung für alle, wie sie in den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen gefordert wird. Für die Erwachsenenbildung sind hier besonders relevant: Förderung von Innovationen für das Gemeinwohl und Vernetzung der Akteure; die partnerschaftliche Zusammenarbeit; Bewertung bewährter Verfahren (was insbesondere angesichts der vielen Projekte, die in der Erwachsenenbildung durchgeführt werden, Sinn machen würde) und Bereitstellung von Ressourcen für den Erfahrungsaustausch von PraktikerInnen um gute Ideen zu erproben und zu verbreiten. Schließlich soll die Bildung vor Eigeninteressen geschützt werden, um die am meisten benachteiligten Lernenden zu unterstützen.
Die Anforderungen an die Erwachsenenbildung sind in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen und kaum jemand bestreitet die Wichtigkeit des lebensbegleitenden Lernens. Die Volkshochschulen und andere gemeinnützige Einrichtungen leisten dazu ihren Beitrag. Erwachsenenbildung ist ohne Zweifel der längste Bildungsabschnitt des Lebens, der weit über die Erstausbildung hinausgeht.
Erwachsenenbildung in Volkshochschulen hat vielfältige Wirkungen. Die TeilnehmerInnen in unseren Kursen berichten davon, dass sich im Gefolge der Kursbesuche ihr Gesundheitsbewusstsein verbessert hat, dass sie einen besseren Zugang zum Weiterlernen haben, dass sie offener gegenüber ihren Mitmenschen sind, und mehr denn je bereit sind, zum besseren Zusammenleben beizutragen. Jeder Zuschuss für die Erwachsenenbildung ist eine Investition, die mehrfach zurückkommt.
//
Die Empfehlungen der UNESCO sind auch für Österreich relevant, zumal es darum geht, die Bildungspolitik gemeinsam mit den Verbänden der Erwachsenenbildung zu gestalten.
Kommentare