Flogoskeri utschi ischkola le burgendlanditike romdenar
Die Volkshochschule der burgenländischen Roma

1. TSCHIB – SPRACHE

Daher bilden die Roman-Sprachkurse und -workshops eines der zentralen Angebote der VHS-Roma. Sie werden auf verschiedenen Niveaus angeboten: Es gibt Schnupperkurse, Kurse für AnfängerInnen und Kurse für Fortgeschrittene. Zielgruppe der Sprachkurse sind alle interessierten Personen. Besonders wird versucht, BehördenvertreterInnen, SozialarbeiterInnen oder ProjektleiterInnen, die mit Roma arbeiten, sowie Roma, die ihre Sprache erlernen möchten, anzusprechen.

2. ANGLEVAKERIPE TAJ KENVAKERI PRESENTACIJA – VORTRÄGE UND BUCHPRÄSENTATIONEN

Weitere Angebote der VHS-Roma stellen Veranstaltungen zur Belebung und Erhal tung der Kultur der Burgenland-Roma dar. Da die Anzahl der im Burgenland lebenden Roma seit dem Porajmos (Eigenbezeichnung der Volksgruppe für den Völkermord an den europäischen Roma und Sinti in der NS-Zeit) bis heute sehr gering ist, stellen Erhalt und Wiederbelebung der Kultur einen Schwerpunkt in der Arbeit der VHS-Roma dar. Dies geschieht etwa bei öffentlichen und moderierten Gesprächen mit Überlebenden des Holocaust, durch Lesungen aus Texten und Büchern von und über Roma, Gedenkveranstaltungen, Filmvorführungen, Artikeln in der „Roma-Cajtung“ (Vereinszeitung) etc.

Weiters trägt die VHS-Roma durch die Entwicklung von Ausstellungen zum historischen und kulturellen Selbstbewusstsein der Roma-Community bei. Mit diesen Ausstellungen werden aber auch viele Nicht-Roma angesprochen, die über Kultur und geschichtliche Zusammenhänge informiert werden. Bisher wurden drei größere Ausstellungen realisiert, die ein breites Publikum erreichten und jede auf ihre Art neue Wege bei der Vermittlung von Kultur, Geschichte und sozialer Situation der Roma beschritten.

Als erstes Ausstellungsprojekt konnte „ROMA 2000“ realisiert werden. Diese Ausstellung wurde als Ergänzung, aber auch als Replik zur Burgenländischen Landesausstellung von 2000, „Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens“, entwickelt, welche die regionalen Konflikte zur Gänze aussparte. „ROMA 2000“ wurde zur ersten digitalen Kulturdokumentation der Roma ausgeweitet.

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Abb. 1: Ausstellungsplakat zu ROMA 2000
Foto: Andreas Lehner

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Abb. 2: Ausstellung ROMA 2000 im OHO, 2000
Foto: Andreas Lehner

Die in weiterer Folge entwickelten Unterrichtsmaterialien in Form von CDs und DVDs sind bis heute in vielen Schulen im Einsatz. Zahlreiche andere Vereine und Initiativen bauten in der Folge ähnliche Darstellungen der Geschichte und Kultur der Roma auf der Basis von ROMA 2000 auf. Darüber hinaus wurde eine für Kinder leicht verständliche Version entwickelt. Kernelemente der Ausstellung wurden schließlich auch als eigene Website online gestellt:  www.burgenland-roma.at. Wegen der überaus positiven Resonanz und der anhaltenden Nachfrage erfolgte im Jahr 2012 ein Relaunch der Website.

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Abb. 3: Präsentation der Ausstellung ROMA 2000 im Europäischen Parlament in Brüssel, (von re nach li) Angela Kocze, MEP Christa Prets, Prof. Rudolf Sarközi, Tina Nardai, MEP Hannes Swoboda, Andreas Lehner und Mag. Dr. Christa Achleitner, 2004.
Foto: VHS-Roma

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Abb. 4: Ausstellung „ein Güterweg und eine fracht“ im OHO, 2005
Foto: Andreas Lehner

Das zweite Ausstellungsprojekt mit dem Titel „ein güterweg und eine fracht“ (2005) stellte zehn Jahre nach dem Attentat in Oberwart und 60 Jahre nach Ende des Nationalsozialismus die Geschichte der Volksgruppe in Oberwart dar. Hierfür wurde auch ein völlig neuartiges niedrigschwelliges Ausstellungsbegleitkonzept (Begleitung durch die Ausstellung durch jugendliche Roma und Nicht-Roma) mit vielen partizipativen Elementen entwickelt.

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Abb. 5: Präsentation des Buches Katzenstreu, Lesung von Stefan Horvath, 2007
Foto: Andreas Lehner

2010 begann die Realisierung der dritten Ausstellung mit dem Titel „RomaKinderWelten“ (2010 bis heute): eine Ausstellung, die sich speziell der Frage annimmt, wie die Kindheitssozialisationen von Angehörigen der Volksgruppe der Roma verlaufen sind, und ob sich tendenziell in den letzten 70 Jahren Änderungen abgezeichnet haben. Dieses Projekt wurde 2010 erstmals gezeigt  und wird an weiteren Ausstellungsorten um  neue Interviews und Ausstellungsstücke erweitert.

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Abb. 6: Symposium „Roma-Kinderwelten“, 2008
Foto: Andreas Lehner

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Abb. 7: Schukar kirati use amende – Guten Abend bei uns, Sprachforscher und Weltenbürger Mozes Heinschink im Gespräch mit Manuela Horvath (Mitte) und Susanne Horvath, 2009
Foto: Horst Horvath

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Abb. 8: 10 Jahre Volkshochschule der Burgenländischen Roma, (von li. nach re.): Mag. Eva Schwarzmayer, Manuela Horvath, Hans Samer und Band, Feri Janoska und Band, Giesela Horvath, Horst Horvath, Erich Schneller und Andreas Lehner, 2009
Foto: VHS-Roma

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Abb. 9: Gedenkveranstaltung zum Roma-Attentat von Oberwart, Ludwig Horvath, 2012
Foto: Horst Horvath

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Abb. 10: Studienreise nach Zagreb, Julius Horvath im Gespräch mit einer Romni, 2012
Foto: Andreas Lehner

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Abb. 11: Symposium anlässlich des Internationalen Romatages, (von li. nach re.): Gilda-Nancy Horvath, Mag. DDr. Gernot Haupt, MAS, Mag. Barbara Tiefenbacher, Univ.-Prof. Dr. Erika Thurner, Joszef Pálfy und Erich Schneller, 2012
Foto: HP

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Abb. 12: Konzert anlässlich 20 Jahre Anerkennung, Diknu Schneeberger Trio, 2013
Foto: Julius Horvath

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Abb. 13: Eröffnung der Dauerausstellung im Dorfmuseum Mönchhof, (von li. nach re.): Gabriel Maria Hofstätter, Pepo Haubenwallner, Gertraud Liesenfeld, Andreas Lehner, Stefan Horvath, Gerhard Resch und Horst Horvath, 2013.
Foto: VHS-Roma

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Abb. 14: Eröffnung des Roma-Info-Point in Oberwart, (von li. nach re.) Andreas Lehner, Horst Horvath, Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer, Nationalrat Oswald Klikovits, Landtagsabgeordneter Gerhard Pongratz, Bürgermeister Georg Rosner, Mag. Terezija Stoisits und Prof. Rudolf Sarközi, 2013
Foto: VHS-Roma

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Abb. 15: Sprache des Gaumens, Besucher mit Tina Nardai und Peter Liszt (re.), 2013
Foto: Horst Horvath

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Abb. 16: Roman-Sprachkurs, Susanne Horvath beim Sprachkurs, 2014
Foto: HP

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Abb. 17: Konzert von Harri Stojka – India Express in Bildein, 2014
Foto: Horst Horvath

In der Arbeit der VHS-Roma werden neue Konzepte der Kommunikation zwischen Roma und Nicht-Roma erprobt. Beispielsweise wird ein moderierter Stammtisch angeboten, der 2009 eingeführt, zunehmend beliebter wurde und bis heute fortgeführt wird. Interessante Persönlichkeiten aus der Roma-Community berichten dabei über ihre Tätigkeiten und Erfahrungen.

Ergänzend und für ein etwas anderes Publikum bietet das Café Roma der Mehrheitsbevölkerung oder der Volksgruppe einen Rahmen, ihre literarischen Werke über bzw. von Roma vorzustellen.

In diesem Format werden wissenschaftliche Arbeiten von und über Roma präsentiert und diskutiert.

Wie auch in der Mehrheitsbevölkerung boten Feste stets einen Anlass, um Kultur, Tradition und das Miteinander zu pflegen. Deshalb entschied sich die VHS-Roma zur Wiederbelebung des Roma-Balles im Südburgenland. Da der „Verein Roma Oberwart“ den sehr beliebten Roma-Ball nicht mehr organisieren wollte oder konnte und er einige Jahre lang nicht stattfand, übernahm im Jahr 2011 auf Anregung mehrerer Roma die VHS-Roma diese Aufgabe.

Durch Studienreisen, welche seit mehreren Jahren durchgeführt werden, versucht die VHS-Roma, die Gesamtheit der europäischen Roma, aber auch die jeweilige Situation der Volksgruppe in den verschiedenen Ländern zu betrachten. Die Reisen vermitteln Einblicke in die Lebenssituationen der Roma in anderen Staaten wie Rumänien, Ungarn, der Slowakei, Polen, Kroatien, Serbien und 2015 in Deutschland. Sie vertiefen das Wissen um die Lebensrealitäten in diesen Ländern und dienen der Vernetzung zu anderen Volksgruppenorganisationen.

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Abb. 18: Romaball, Romakönigin 2015 Stacy Baranayi, 2015
Foto: Andreas Lehner

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Abb. 19: Romaball, Tänzerinnen der Gruppe Antal Kopár Band, 2016
Foto: Andreas Lehner

3. DIVESESKERO TALALINIPE  – TAGUNGEN

Aber nicht nur durch Studienreisen versucht man dieses Ziel zu erreichen, sondern auch durch das jährlich stattfindende Symposium zum Internationalen Romatag. Diese Tagungen gestalten sich als hochkarätig besetzte Publikumsgespräche, die aktuelle Themen im Zusammenhang mit der Roma-Minderheit aufgreifen  und  nach Möglichkeit Verbesserungen zu initiieren versuchen.

4. ROMA CAJTUNG

Die „Roma Cajtung“ dokumentiert die Arbeit der VHS-Roma und macht diese nachvollziehbar. Seit mehr als einem Jahrzehnt sind wir darum bemüht, das Wissen um die Geschichte und Kultur der Roma einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies gelingt uns unter anderem mit aktuellen Berichten aus Österreich und Europa. Die VHS-Roma ist relativ erfolgreich, weil es dem engagierten Team gelingt, Formen und Methoden zu entwickeln, die sowohl die Roma als auch die Nicht-Roma ansprechen. Jedoch muss an diesen Strategien permanent weitergearbeitet werden, um  den  gesellschaftlichen Veränderungen gerecht zu werden.

ARDIKIPE – AUSBLICK

Die bisher sehr erfolgreichen Strategien, die zur Anerkennung als Volksgruppe und zur politischen Akzeptanz geführt haben, werden den Ansprüchen und der gesellschaftlichen Realität des 21. Jahrhunderts freilich nicht mehr gerecht. Neue Kommunikationsformen, neue Inhalte und das selbstbewusste Auftreten einer neuen Generation der Roma sind notwendig, um nach der Phase der gesetzlichen Gleichstellung auch nachhaltig die Vorurteilsstrukturen auf Seiten der Mehrheitsbevölkerung zu verringern und durch Bildung und Selbstbewusstsein die gesellschaftliche Gleichstellung der Roma weiter voranzutreiben. //

Horvath, Horst/Liszt, Peter (2018): Flogoskeri utschi ischkola le burgendlanditike romdenar. Die Volkshochschule der burgenländischen Roma. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Frühjahr/Sommer 2018, Heft 264/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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