Ewelina Mania/Monika Tröster: Finanzielle Grundbildung. Programme und Angebote planen.

Ewelina Mania/Monika Tröster: Finanzielle Grundbildung. Programme und Angebote planen.
Bielefeld: wbv 2016, 115 Seiten.

Finanzielle Grundbildung gilt als integrativer Teil der Grundbildung. Diese Konzeption vertreten die Autorinnen, beide am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung tätig, mit ihrer „Handreichung“. Sie folgen damit einem erweiterten Verständnis von Grundbildung, das über Alphabetisierung hinausgeht und basale Alltagskompetenzen, die zur kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe befähigen, umfasst. Legitimation für ihr Thema finden die Autorinnen nicht nur in der Dynamik des Begriffs Grundbildung, sondern auch in der herausfordernden Realität:

  • Knapp zehn Prozent der deutschen Erwachsenen, etwa sieben Millionen Menschen, waren 2014 überschuldet – sie konnten in absehbarer Zeit ihre Schulden nicht begleichen, wobei neben Arbeitslosigkeit, Trennung, Erkrankung auch fehlende finanzielle Grundbildung als Ursache gelten.
  • Die Erfordernisse privater Vorsorge anstelle bisheriger staatlicher sozialer Sicherung stellen erhöhte kognitive Anforderungen und bringen komplexe Entscheidungsfindungen mit sich.
  • In Warenwelt und Konsum, aber auch im Finanzsektor entstehen neue differente Produkte und Dienstleistungen. Der Komplexität, aber auch der Bedrohung durch prekäre Arbeitsverhältnisse könnte mit aufklärender ökonomischer Grundbildung begegnet werden.

Die Autorinnen definieren: Finanzielle Grundbildung bezieht sich auf existenziell basale und unmittelbar lebenspraktische Anforderungen alltäglichen Handelns und der Lebensführung in Angelegenheiten, die Geld betreffen (S. 13). Als derzeitige Hauptanbieter dieser Thematik fungieren in Deutschland konfessionelle Einrichtungen und Volkshochschulen. Aber, so die Autorinnen, ein entsprechend etablierter Programmbereich fehlt. Dem Bemühen, finanzielle Grundbildung besser zu positionieren entspricht die inhaltliche Struktur der Publikation.

Ein kooperativ entwickeltes, empirisch fundiertes, am Alltag orientiertes Kompetenzmodell wird präsentiert. Es umfasst sechs Kompetenzdomänen – Einnahmen, Zahlungsverkehr, Kaufen, Haushalten, Schulden, Vorsorge – und integriert Grundbildungskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen sowie konkrete Handlungsanforderungen für Alltagssituationen.

Planung des Programms, Entwicklung des Angebots und Möglichkeiten, wie das Modell einzusetzen ist, werden vorgestellt. Innovativen Formaten und Methoden kommt ein besonderer Stellenwert zu. Thematische Beispiel sind „Elternwerkstatt-Taschengeld“, „Bank und Zahlungsverkehr“, „Schuldnerberatung“.

Die in A4-Größe gehaltene Broschüre ist didaktisch sorgsam aufbereitet, die Seminarunterlagen sind als Download verfügbar. Inklusive der Vorschläge zum Gewinnen von TeilnehmerInnen und Ansprechstrategien ergibt sich eine empfehlenswerte thematische Unterlage – die soziale und pädagogische Fantasie werden angeregt. Es geht nicht nur um „Fitness im Umgang mit Geld“. Finanzielle Grundbildung beinhaltet z. B. auch die Reflexion über die gesellschaftliche Rolle des Geldes. Mit Hilfe der vorliegenden „Handreichung“ können die Bildungsaspekte beim Themenfeld Geld sicherlich weiter entfaltet werden. //

Lenz, Werner (2016): Ewelina Mania/Monika Tröster: Finanzielle Grundbildung. Programme und Angebote planen. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. November 2016, Heft 259/67. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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