Fitness für das Selbst! Warum nicht – im Vertrauen auf die Lernfähigkeit des Menschen, auf die Kraft und den Willen sich selbst zu gestalten.
Maja Storch, Psychoanalytikerin und Leiterin des Instituts für Selbstmanagement und Motivation in Zürich, sowie Julius Kuhl, Professor für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung, legen ein anregendes Arbeitsbuch vor. Es will bereits durch Forschung gesichertes Wissen über viele Eigenschaften des Selbst vermitteln sowie mit vielen Beispielen ermutigen, das eigene Selbst zu trainieren. Das „Selbst“ wird als Funktionseinheit beschrieben, oder anders als „Extensionsgedächtnis“, das mit Verstand/Absichtsgedächtnis, mit Objekterkennung/Fehler-Zoom und intuitiver Verhaltenssteuerung die Gesamtheit der vier psychischen Funktionssysteme ergibt. Theoretische Grundlage ist die PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen). Sie bevorzugt nicht einzelne Teilsysteme, sondern beachtet deren Interaktionen. Diese werden durch Gefühle/Affekte beeinflusst, die unsere Wahrnehmung, die Verarbeitung unserer Informationen und unsere Handlungen steuern. Selbststeuerung bezeichnet den aktiven und flexiblen Umgang mit Gefühlen – Beeinträchtigungen kommen zustande, wenn das Wechselspiel der psychischen Teilsysteme gestört ist.
In lebensnaher, didaktisch leicht überzeichneter Form werden zu Beginn des Buches vier fiktive Personen vorgestellt, die zeigen, dass wir uns aufgrund von Lebens-, Kindheits- und Lernerfahrungen meist als Spezialisten nur eines Systems erweisen. So erleben wir an uns z. B., dass wir uns zu viel unserer spontanen Intuition überlassen, zu sehr dem planenden Verstand gehorchen, zu akribisch unseren Pflichten nachkommen und Abweichungen nicht ertragen oder bei vielfältigen Anforderungen und Stressbedingungen cool bleiben, dafür aber auch in den Partnerbeziehungen sorglos unberührt wirken. Mit diesen Fallbeispielen nennt das Buch auch die sich daraus ergebende Lebensaufgabe (S. 16): „Übung in der Benutzung gerade derjenigen Teilsysteme zu erlangen, die bislang nicht so prächtig funktionierten.“
Vorgestellt werden „Sieben PsychoGyms“ für die Funktionsmerkmale des Selbst: Es geht um die innere Sicherheit, um Körper- und Gefühlseinbindung, Feedbackverwertung, Parallelverarbeitung, unbewusste Steuerung, Wachsamkeit sowie um die Selbstregulation von Affekten. Die einzelnen Kapitel sind lebendig und unterhaltsam geschrieben, enthalten Geschichten, Erklärungen, Arbeitsblätter und Anregungen, die helfen, sich „selbst“ auf die Spur zu kommen. Lebenspraktische Hinweise fehlen nicht, wie z. B. das „Wunderrad“, das unser Innenleben in Dynamik versetzen und eine Horizonterweiterung ermöglichen soll.
Am Ende des Buches befindet sich ein Selbst-Test, der Leserinnen und Lesern orientierende Auskunft gibt, welche Affektregulationen oder welche Funktionsmerkmale des Selbst sie überprüfen oder verbessern wollen.
Das Buch empfiehlt sich für selbstorganisierte und selbstbestimmte Persönlichkeitsentwicklung – aber auch als Grundlage für die Persönlichkeitsbildung in Gruppen und Kursen. //
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