WhatsApp – ein „Must-Have“, Snapchat – ein Teenie-Phänomen, YouTube als zunehmend wichtiger Tagesbegleiter der „Generation Cloud-TV“
Neue Studie des Instituts für Jugendkulturforschung gibt Einblicke in die digitalen Lebenswelten junger ÖsterreicherInnen1

„Nicht ohne mein Smartphone“: Das App-Universum differenziert aus, WhatsApp bleibt unverzichtbar

In Sachen Smartphone-Apps orientieren sich bildungsnahe „Digital Natives“ am Mainstream. Vor allem WhatsApp ist für junge ÖsterreicherInnen zum unverzichtbaren Tagesbegleiter geworden. 97 Prozent der bildungsnahen „Digital Natives“ nutzen WhatsApp täglich. Unter den fünf am häufigsten genutzten Apps belegt WhatsApp mit sehr deutlichem Abstand Platz 1: Zwei Drittel der Befragten nennen, ungestützt abgefragt, WhatsApp als die von ihnen am häufigsten verwendete App (zum Vergleich: nur neun Prozent der App-User nutzen Instagram, fünf Prozent Snapchat, vier Prozent Facebook und zwei Prozent YouTube am häufigsten).

Neben WhatsApp sind Instagram, Snapchat, Facebook und YouTube die populärsten Apps. Gemessen an der Nutzungsintensität entfallen in der untersuchten Zielgruppe 86 Prozent des App-Kuchens auf diese fünf Apps. Die restlichen 14 Prozent werden von Apps für speziellere Zielgruppenbedürfnisse abgedeckt.

Jugendkultur digital: Snapchat für Teenies, Twitch für echte Insider

Social Media sind heute fester Bestandteil jugendkultureller Lebenswelten, NutzerInnenkulturen differenzieren plattformspezifisch aus. Bei den Teenies liegt Snapchat im Trend: 74 Prozent der 16- bis 19-Jährigen nutzen Snapchat täglich (bei den 20- bis 24-Jährigen sind es deutlich weniger: nämlich nur 37 Prozent). Instagram rangiert in der digitaltrendaffinen jungen Zielgruppe mit 62 Prozent täglichen Usern generell auf hohem Niveau, und zwar ebenfalls mit tendenziell größerem Potenzial bei den Jüngeren. Facebook wird hingegen alt und immer älter: Nur mehr 52 Prozent der 16- bis 19-Jährigen nutzen Facebook als Tagesbegleiter, bei den 20- bis 24-Jährigen liegt der Anteil der täglichen Facebook-User noch bei 86 Prozent.

Twitch, ein Live-Streaming-Videoportal, das vorrangig zur Übertragung von Videospielen genutzt wird, bleibt ein Nischending und hat vor allem in männlich dominierten digitalen Jugendkulturen mit Gaming-Affinität Bedeutung: 14% der Burschen und jungen Männer nutzen Twitch zumindest einmal pro Woche. Bei den Mädchen und jungen Frauen liegt der Anteil der wöchentlichen Nutzerinnen hingegen lediglich bei vier Prozent.

„Generation Cloud-TV“: Hohe Bedeutung von YouTube

Das Fernsehverhalten der „Digital Natives“ ist mit dem ihrer Eltern kaum vergleichbar. „Digital Natives“ setzen auf „Cloud-TV“, sprich: auf vielfältige Verbreitungs- und Nutzungswege, wobei das klassische „Patschenkino“ (lineares Fernsehen) an Bedeutung verliert, zeitsouveränes Abrufen von Streams auf unterschiedlichen Endgeräten hingegen an Bedeutung gewinnt.

Neben Mediatheken und Streamingportalen ist YouTube in der „Generation Cloud-TV“ zu einem ernst zu nehmenden Faktor in Sachen „Internetfernsehen“ geworden. Vor allem bei männlichen Jugendlichen ist YouTube im Media-Mix fest verankert: Für 83 Prozent der Burschen und jungen Männer, die YouTube täglich nutzen, ist YouTube zum unverzichtbaren Tagesbegleiter geworden. Bei den Mädchen und jungen Frauen ist der Anteil der täglichen Nutzerinnen mit 51 Prozent deutlich niedriger.

In der „Generation Cloud-TV“ ist YouTube übrigens weit mehr als ein populäres Entertainmentangebot. YouTube wird mehr und mehr zu einem festen Bestandteil informationsorientierter Mediennutzung. Bereits heute nennen in der Gruppe der digitalaffinen bildungsnahen Jugendlichen 37 Prozent Dokumentationen, 24 Prozent Wissenschaft und Technik, 23 Prozent Politik und immerhin 15 Prozent tagesaktuelle Nachrichten als eines ihrer persönlich liebsten YouTube-Genres.

Gender-Gap: Unterschiedliche Genrepräferenzen – auch in den Bildungsschichten

Im Ranking der beliebtesten YouTube-Genres liegen „Musik“ und „Comedy“ bei beiden Geschlechtern ganz vorne. Ansonsten laufen Genrepräferenzen über weite Strecken auseinander.

Die Top-5-YouTube-Genres der Mädchen und jungen Frauen sind: Musik (90 Prozent der befragten Mädchen und jungen Frauen nennen Musik als eines ihrer liebsten YouTube-Genres), Comedy (48 Prozent), Tutorials (45 Prozent ), Beauty/Kosmetik und Kino/Film (jeweils 43 Prozent Nennungen).

Die Top-5-YouTube-Genres der Burschen und jungen Männer zum Vergleich: Musik (mit 83 Prozent Nennungen), Comedy (66 Prozent), Sport (44 Prozent), Fitness (39%) und Dokumentationen (38 Prozent).

Insgesamt zeigt die YouTube-Nutzung in den jungen Bildungsschichten einen deutlichen Gender-Gap in Bezug auf Themeninteressen. „Sport“, „Gaming“, aber auch „Wissenschaft und Technik“ sind bei jungen YouTube-Usern in ganz klassischer Weise Männerdomäne. Die Themen „Schönheit/Kosmetik“, „Mode/Fashion“ und „Lifestyle“, „Tiere“, „Kochen“ sowie „Tutorials“, die als On-demand-Weiterbildungsangebot zu persönlich interessierenden Themen dienen, finden hingegen bei Mädchen und jungen Frauen ihr Publikum. Zumindest in dieser Hinsicht ist die digitale Jugend konventioneller als man vermutet. //

1   Presseaussendung des Instituts für Jugendkulturforschung vom 7.3.2018. Online verfügbar unter: https://jugendkultur.at/wp-content/uploads/Presseaussendung_7.3.2018.pdf [30.8.2018].

Großegger, Beate/ Koller, Katharina/Rohrer, Matthias (2018): WhatsApp – ein „Must-Have“, Snapchat – ein Teenie-Phänomen, YouTube als zunehmend wichtiger Tagesbegleiter der „Generation Cloud-TV“. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Herbst 2018, Heft 265/69. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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