VHS-Rekordstatistik 2017

Die österreichischen Volkshochschulen weisen mit mehr als 51.000 Kursen und mehr als 523.000 Teilnahmen im Arbeitsjahr 2015/16 das beste Ergebnis ihrer Geschichte aus. Der Zuwachs von 41.000 Teilnahmen – vergleichbare Zuwächse konnten wir in den letzten Jahrzehnten nicht beobachten – lässt sich vor allem auf folgende Gründe zurückführen: Lernunterstützende Angebote für Kinder aus sozial schwachen Familien in mehreren Bundesländern, Grundbildung im Rahmen der „Initiative Erwachsenenbildung“ und Hochschulzugang wie Berufsreifeprüfung und Studienberechtigungsprüfung sowie das Engagement der Volkshochschulen im Deutschkursangebot für Flüchtlinge.

Bildungsanlass Migration

Die in Folge der Migrationskrise1 2015 für die Erwachsenenbildung veränderten Aufgaben, Herausforderungen und politischen Zwänge und ihre Bedeutung für die Volkshochschulen seien hier in einigen Aspekten beleuchtet: Die Statistik weist für das Arbeitsjahr 2015/16 gut 5.000 Deutschkurse mit rund 56.000 Teilnahmen aus. Das macht bereits etwa 10 Prozent des gesamten Kursbereichs aus und setzt sich aus verschiedenen Typen von Deutschkursen zusammen, nicht nur aus solchen im Kontext der Integrationsvereinbarung verpflichtend vorgeschriebenen. Ein größeres Gewicht bekommen diese Zahlen, bedenkt man die weit überdurchschnittliche Dauer der einzelnen Deutschkurse im Vergleich zum Angebot in anderen Fachbereichen. Den Unterrichtseinheiten nach ist der Sprachenunterricht der größte Fachbereich. Nicht so leicht ist der Anteil der Leistungen für den Bereich Migration abzuschätzen, der auf den Fachbereich „Grundbildung und Zweiter Bildungsweg“ entfällt. Abzüglich des Kurs- und Teilnahmeaufkommens aus der „Förderung 2.0“ verzeichnet dieser Fachbereich rund 3.600 Kurse mit rund 47.000 Teilnahmen, wovon sicher ein Teil als Beitrag zu der „Herausforderung Migrationsgesellschaft“ verstanden werden kann. Auch hier ist zu beachten, dass die einzelnen Angebote viel mehr Unterrichtseinheiten umfassen, als Kurse in anderen Fachbereichen. Die Volkshochschulen haben diese zentrale gesellschaftspolitische Zukunftsherausforderung in mehrfacher Weise angenommen. Den daraus erwachsenen Chancen, die zum Beispiel mit dem Erreichen neuer Zielgruppen verbunden ist, stehen aber auch Risiken gegenüber, die daraus erwachsen, dass dieses Feld stärker als andere mit veränderlichen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen verbunden ist und oft ein Arbeiten nach den Qualitätsprinzipien der Volkshochschulen unmöglich macht.

Neue Zielgruppen

Es ist nicht verwunderlich, dass mit diesen fachbereichsbezogen relativ klar eingrenzbaren Zuwächsen auch Veränderungen bei der Altersstruktur der TeilnehmerInnen verbunden sind. Die in absoluten Zahlen stärksten Zuwächse an Teilnahmen (TLN) ist in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen zu verzeichnen (+21.283 TLN), gefolgt von der (nur fünf Jahrgänge umfassenden!) Gruppe der 15 – 19-Jährigen (+6.300 TLN), den 20 – 29-Jährigen (+6.200 TLN) und den 30 – 39-Jährigen (+4.900 TN). Es hat damit eine „Verjüngung“ des Volkshochschulpublikums eingesetzt, nachdem in den letzten Jahren eine demografisch begründete „Alterung“ beobachtet wurde.

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Diagramm: Teilnahmeentwicklung in den Fachbereichen seit 1997

Weitere Veränderungen

Um das Bild zu vervollständigen möchten wir in der Folge noch auf weniger dramatische, aber doch bemerkenswerte Veränderungen in anderen Fachbereichen eingehen:

Der Fachbereich „Gesundheit und Bewegung“ ist bezogen auf die Teilnahmen nach wie vor stärkster Fachbereich. Seit der Statistik 2003 hat er kontinuierlich Steigerungen verzeichnet bis 2014 und 2015 zwei Jahre mit Rückgängen beobachtet wurden. In den letzten beiden Erhebungsperioden stieg die Zahl der Teilnahmen wieder. Damit ist die befürchtete längerfristige Trendumkehr ausgeblieben.

Dagegen hat sich der sehr langfristige Teilnahmerückgang im Fachbereich „Kreativität und Gestalten“ nach zwei Jahren Stabilisierung fortgesetzt. Die Teilnahmen liegen 2017 erstmals hinter dem Fachbereich „Grundbildung und Zweiter Bildungsweg“.

Der bei den Einzelveranstaltungen sehr große Fachbereich „Naturwissenschaften, Technik und Umwelt“ ist im Kursbereich zwar nach wie vor vergleichsweise klein, weist aber seit fünf Statistikperioden eine kontinuierliche Tendenz nach oben auf.

Weitere Details zur Volkshochschulstatistik stehen auf der Knowledgebase Erwachsenenbildung zur Verfügung: http://www.adulteducation.at/de/struktur/statistik/ //

1   Der Begriff Migrationskrise ist nicht ganz unproblematisch, zumal er nahelegt die Migration wäre Ursache für eine Krise, dabei ist sie wohl eher ein Symptom.

Vater, Stefan/Zwielehner, Peter (2017): VHS-Rekordstatistik 2017. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. November 2017, Heft 262/68. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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