Mit großer Betroffenheit hat die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) die Nachricht vom Ableben von Frau Univ.-Prof.in Dr.in Lynne Chisholm am 1. März 2015 aufgenommen. Lynne Chisholm war Gründungsmitglied der Sektion Berufs- und Erwachsenenbildung und als stellvertretende Vorsitzende dieser Sektion auch bis zum Herbst 2013 intensiv tätig.
Lynne Chisholm hat in den letzten Jahrzehnten die Bildungs- und Forschungslandschaft im deutschsprachigen Raum, auf europäischer Ebene und im globalen Kontext klar mitgeprägt. Sie wirkte als Expertin in den Bereichen des lebensbegleitenden Lernens, der Erwachsenenbildung und der beruflichen Bildung bei der Europäischen Kommission in Brüssel und bei CEDEFOP (Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung) in Thessaloniki sowie im Asia-Europe-Meeting Education and Research Hub for Lifelong Learning (ASEM LLL) und in der International Conference on Adult Education (CONFINTEA) der UNESCO.
Ihre wissenschaftliche Laufbahn umfasste Professuren in Dänemark, Großbritannien, Österreich und Norwegen. 2004 übernahm sie an der Universität Innsbruck die Professur für ‚Erziehungswissenschaft der Generationen’, begründete 2006 das Forschungszentrum ‚Bildung – Generation – Lebenslauf’ und leitete von 2005 bis 2008 das Institut für Erziehungswissenschaft. Zahlreiche Forschungsprojekte auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene prägten ihre Tätigkeit in Innsbruck. Seit 2013 wirkte sie am UNESCO Institut für Lebenslanges Lernen in Hamburg.
Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit war sie auch Jury-Vorsitzende des Österreichischen Staatspreises für Erwachsenenbildung, des Preises für Berufsbildungsforschung und viele Jahre Mitglied des Programmkomitees der Österreichischen Konferenz für Berufsbildungsforschung und aktiv im österreichischen Forschungsnetzwerk für Forschung und Entwicklung in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Die Würdigung und Förderung von Engagement und Forschungsleistungen von Menschen war ihr Anspruch und Freude zugleich.
Zudem war sie Vorsitzende des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Kärnten, Mitglied des österreichischen Fachhochschulrates, Mitglied im Kuratorium des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF sowie in zahlreichen Kommissionen und ExpertInnengruppen in den Bereichen des Lebenslangen Lernens, der Erwachsenenbildung und der Jugendforschung. Lynne Chisholm trug damit auch wesentlich zur Entwicklung der Praxis sowie von (Berufs-)Bildungs- und Jugendpolitiken auf nationaler und europäischer Ebene bei.
Mit Lynne Chisholm verliert die Bildungslandschaft eine hoch angesehene Wissenschaftlerin und eine großartige Persönlichkeit, deren Einfluss weit über die akademische Welt hinausging. Sie wird Studierenden, forschenden und lehrenden KollegInnen sowie VertreterInnen aus Praxis und Politik in wertvoller Erinnerung bleiben mit Ihrem Engagement, ihrer Energie, Überzeugungskraft, unbeirrbaren Aufrichtigkeit, polyglotten Rede- und Schreibkunst, mit ihrem Intellekt, Ideenreichtum und Humor – und mit ihrer Liebe für die Menschen und das Leben. Ihr großes Herz und ihr enormer Weitblick soll uns Auftrag sein in ihrem Sinn weiter tätig zu sein.
Unser Mitgefühl gehört ihrer lieben Familie.
Helmut Fennes
Peter Schlögl
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