Klaus-Peter Hufer: Zivilcourage. Mut zu Widerspruch und Widerstand.
Wien – Hamburg: Edition Konturen, 192 Seiten.

Zivilcourage erfordert Mut – aber nicht bloß individuellen, sondern auch sozialen Mut. Denn aus der Sicht des Autors, Professor im Themengebiet politische Bildung und engagiert praktizierender Erwachsenenbildner, sollten Menschen mit Zivilcourage gegen autoritäre und diktatorische Unterdrückung auftreten und sich für Humanität, Demokratie und Menschenrechte einsetzen.

An diesem klaren, übergeordneten Ziel ist das Buch ausgerichtet. Anhand vieler Beispiele und erhellender Zitate werden Leserin und Leser praxisbezogen und leichtfüßig durch die Thematik geleitet. Begriffliches Annähern steht an erster Stelle. Anschaulich berichtet der Autor Vorfälle, in denen sich Gewalt äußert, in denen sich Zivilcourage zeigt und wodurch sie charakterisiert ist. Als Gründe für Zivilcourage werden Moral, innere Richtschnur, Vernunft, Gewissen, Empathie und Verantwortung genannt und erörtert. Als verhindernde Gegenpole führt Hufer Pflicht, Gehorsam und autoritären Charakter an. In diesen Rahmen gehört auch noch, was Zivilcourage befördert: nämlich, wenn Menschen ihre eigene Meinung vertreten, sich Widerspruch erlauben, feste Grundsätze haben – also über ein ausreichendes Maß an Autonomie verfügen.

Klaus-Peter Hufer legt dar, dass es bislang keine eindeutig bestimmbaren Faktoren, keine sicheren Belege oder Kategorien gibt, aus denen sich die Anwendung von Zivilcourage erklärt. Erziehung und frühe Erfahrungen in der Kindheit spielen sicherlich eine gewisse Rolle – doch es besteht kein determinierender Zusammenhang. Zivilcourage ist offensichtlich auch sehr situationsbedingt, also trotz verschiedenen Bildungsniveaus und diverser Lebensbedingungen, möglich.

Diese Vielfalt stützt, ohne auf die vielen „stillen“ HeldInnen zu vergessen, eine Reihe von Persönlichkeiten, die Klaus-Peter Hufer als Vorbilder präsentiert. Dazu gehören unter anderen: Bettina von Arnim, Mahatma Gandhi, die Göttinger Sieben, die Mitglieder der Weißen Rose, Martin Luther King, Nelson Mandela, Rosa Luxemburg, Oskar Schindler. Engagement für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, das Auftreten gegen Unterdrückung, Terror und Diktatur zeichnet sie alle aus.

Handlungsfelder, in denen sich Zivilcourage beweisen kann, gibt es zur Genüge im öffentlichen Leben und im Alltag. Widerstand gegen ungerechte Verhältnisse und gegen Gewalt, gegen Fundamentalismus, gegen ökologischen Raubbau oder gegen den Hass im Netz, Einsatz für die Verteidigung der Menschenrechte oder für Menschen auf der Flucht sind charakteristische Haltungen couragierter Personen.

Am Ende des Buches konzentriert sich der Autor auf die schon im Verlauf der Erörterungen erwähnte Frage, wie Zivilcourage zu lernen sei. Die Antwort: Es gibt keine eindeutige Lernstrategie, aber – Mut kann man üben!

Das Buch spiegelt in angenehmer Weise die Belesenheit und die didaktische Kompetenz des Autors. Sein verständlicher Schreibstil und seine überzeugenden Argumente motivieren, seinen Ausführungen zu folgen. Das ganze Buch oder Teile davon lassen sich sicherlich in Kursen, die in Beziehung mit politischer Bildung stehen (welche nicht?), lernanregend einsetzen. //

Lenz, Werner (2020): Klaus-Peter Hufer: Zivilcourage. Mut zu Widerspruch und Widerstand. In: Die Österreichische Volkshochschule. Magazin für Erwachsenenbildung. Sommer 2020, Heft 270/71. Jg., Wien. Druck-Version: Verband Österreichischer Volkshochschulen, Wien.

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