Das Buch steht am Anfang der neuen Reihe „Erwachsenen- und Weiterbildung. Befunde – Diskurse – Transfer“, die wissenschaftliche Erkenntnisse an Studierende und PraktikerInnen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung vermitteln will. Schrader betrachtet „Lehren und Lernen“, er spricht von „Kernaktivitäten“ der Erwachsenenbildung, vorwiegend aus pädagogischer Perspektive. Welche Unterstützungen können geboten werden, welche Wirkungen lassen sich erkennen? Er weist darauf hin, dass Weiterbildung immer von einer Vielzahl an Zielen und Erwartungen geleitet wurde und wird – von humanen, individualistischen Ansprüchen bis zu einer in den letzten Jahrzehnten dominierenden ökonomischen, am Qualifikationsbedarf der Wirtschaft orientierten Ausrichtung. Bezüglich der Wirkungen von Erwachsenenbildung verweist Schrader auf eine „Mehrebenenstruktur“, die Möglichkeiten und Grenzen von Bildungsaktivitäten beschreibt.
In insgesamt elf Kapiteln wird die Thematik abgehandelt. Am Beginn stehen individuelle und institutionelle Voraussetzungen der Teilnahme, wobei auch auf Beratungsaspekte eingegangen wird. Angebote und Anbieter, die in der Erwachsenenbildung in großer Vielfalt auftreten, werden im folgenden Kapitel vorgestellt. Die Unterschiede zwischen Lehrplan und Curriculum werden aufgezeigt, die Besonderheiten der curricularen Strukturen in der Weiterbildung, die zur „Ausstattung zum Verhalten in der Welt“ und zur „Handlungsfähigkeit in der Welt“ beitragen will, hervorgehoben.
Weitere thematische Schwerpunkte beschäftigen sich unter anderem mit dem beruflichen Status und den Kompetenzen von Lehrkräften, der Koordination von Programm- und Veranstaltungsplanung sowie mit der Vielfalt an didaktisch- methodischen Arrangements. Ebenfalls thematisiert werden Lernmotive und Lerninteressen Erwachsener, die Ethik erwachsenenpädagogischen Handelns sowie die Ergebnisse der Wirkungsforschung, die Auskunft geben will, inwiefern sich Teilnahme an Weiterbildung bezüglich Zufriedenheit wegen der Lernerfolge oder wegen materieller Benefits „lohnt“. Das abschließende Kapitel des Buches ist dem Lernen des Lehrens gewidmet. Der Beitrag von Lehrkräften zur Wirkung von Weiterbildung findet ja in diesem Lehrbuch, so Schrader, besondere Aufmerksamkeit. Diese Sichtweise mag wohl die mögliche Frage beantworten, warum der Autonomie der Lernenden, dem selbstgesteuerten Lernen und der Selbstorganisation erwachsener Lernender wenig Raum im Lehrbuch gegeben wird. Es besteht der Eindruck, dass die pädagogische Konzeption eher einem „angeleiteten Lernen“ folgt, wobei die Selbstbestimmung der Lernenden, dem, was Erwachsene „brauchen“, geopfert wird. Wahrscheinlich lässt sich dadurch auch erklären, dass das Themenspektrum „Politische Bildung“ unter dem Aspekt „Lehren und Lernen“ kaum wahrzunehmen ist. Doch vielleicht ist diese Problematik einem der folgenden Bände vorbehalten.
Offensichtlich ist das Konzept der Publikation auf dem Transfer erziehungswissenschaftlicher Befunde – leider kaum interdisziplinär – aufgebaut. Rückfragen an die Forschung werden zwar gestellt, die Problematisierung von gesellschaftlichen Intentionen der Weiterbildung, ihre Einbettung, Vernetzung und widersprüchliche Existenz im gesamten Bildungssystem in Zusammenhang mit „Lehren und Lernen“ bleiben außen vor.
Didaktisch umsichtig befinden sich in jedem Kapitel ein einleitendes Fallbeispiel, Kontrollfragen und Aufgaben sowie Tipps zum Weiterlesen – ein Ansporn zu selbstbestimmtem Studium und eigenständiger Lektüre für Profis in der Erwachsenenbildung und für solche, die es noch werden wollen. //
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