Nun geht viel weiter in der Bildungspolitik. Für den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) liegt ein Erstentwurf für ein Gesetz vor. Auch mit der Validierungsstrategie, zu deren Umsetzung sich alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union bis 2018 verpflichtet haben, geht es zügig voran. Welche Bedeutung haben nun NQR und Validierung für die Volkshochschulen?
Im Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), der dazu dient, Qualifikationen in Europa vergleichbar zu machen, werden Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen1 definiert und auf Stufen eingeordnet. Österreich hat den NQR analog dem EQR in acht Stufen eingeteilt. Als Qualifikation wird das „formale Ergebnis eines Beurteilungs- und Validierungsprozesses“ verstanden, „bei dem eine dafür zuständige Stelle festgestellt hat, dass die Lernergebnisse einer Person vorgegebenen Standards entsprechen“. (Österreichischer EQR-Zuordnungsbericht, S. 67).2
Der Erwerb von Wissen und Kompetenzen geschieht nicht nur in der Schule, in der Berufsbildung oder an Universitäten. Viele, wahrscheinlich sogar die meisten Fertigkeiten und Fähigkeiten werden außerhalb des formalen Teils des Bildungssystems erworben. Das ist vor allem für Volkshochschulen interessant, da VHS-Teilnehmer/innen Qualifikationen oft im nicht-formalen Kontext erwerben.
Mit dem Qualifikationsrahmen werden Qualifikationen nun nicht mehr durch Lernwege und Lerninhalte vergleichbar gemacht, sondern durch Lernergebnisse. Lernergebnisse geben an, was ein/e Lernende/r nach Abschluss eines Lernprozesses weiß oder in der Lage ist, zu tun. Mit den Lernergebnissen wird der Fokus darauf gelegt, was die Menschen wissen und können, und was sie in der Lage sind, umzusetzen. Nachdem die Aneignung von Lernergebnissen auf verschiedenen Wegen erfolgen kann, wird es auch wichtig, Verfahren festzulegen, die eine vergleichbare Anerkennung ermöglichen. Genau hier kommen Validierungsverfahren ins Spiel.
Unter Validierung3 wird heute ein Prozess verstanden, der sowohl die Sichtbarmachung und Dokumentation als auch die Anerkennung und die Zertifizierung von Lernergebnissen meint, die in einem nicht-formalen Rahmen oder informell erworben wurden.
Jeder Mensch hat jeweils eigene Kompetenzen, die in vielen Fällen nicht sichtbar sind. Die Anerkennung und die Zertifizierung von Lernergebnissen können für das berufliche Fortkommen oder das Bestehen im Beruf, aber auch für Bildungskarrieren relevant sein. Nicht zu unterschätzen ist der persönliche Wert, den die Erhebung und Erfassung von Kompetenzen für Menschen hat, die nicht über entsprechende Ausbildungen bzw. über eher niedrige Ausbildungen verfügen. Dies ist in vielen Fällen die Grundlage für ein verbessertes und vertieftes Selbstbewusstsein, was wiederum das lebensbegleitende Lernen fördert.
Von Validierungsverfahren profitieren vor allem jene Menschen, die über berufliche Kompetenzen verfügen, aber keinen Abschluss einer einschlägigen Erstausbildung haben. Wichtig sind sie auch für Menschen, die ihre Ausbildung in einem anderen Land absolviert haben und die in Österreich nicht anerkannt wird. Ein gutes Beispiel für Validierungsverfahren ist das Modellprojekt „Du kannst was“, das mit Beteiligung der Volkshochschulen in Oberösterreich und im Burgenland für einige Berufe umgesetzt wird.4
Validierungsverfahren sind auch wichtig für Berufsbereiche, für die es keine anerkannte Ausbildung gibt. Die unter maßgeblicher Beteiligung von VHS-Expert/innen entwickelte Weiterbildungsakademie Österreich,5 die die Kompetenzen von Erwachsenenbildner/innen in den vier Bereichen Lehre, Bildungsmanagement, Beratung und Informationsmanagement/Bibliothekswesen anerkennt, ist dafür ein Paradebeispiel.
Neben den Verfahren zur Zertifizierung sind auch solche zur Dokumentation von Kompetenzen von Bedeutung. Einige werden in den österreichischen Volkshochschulen angewandt wie zum Beispiel das Kompetenzprofil6 oder der Kompetenzpass für die Basisbildung7 und das Europäische Sprachenportfolio, das nun auch, vom VÖV-Sprachenreferat und der VÖV-AG Sprachen weiterentwickelt, als elektronisches Portfolio vorliegt.8
Die bildungspolitischen Ziele des NQR und der Validierung sind die Förderung der Durchlässigkeit, die Verbesserung der Transparenz und die Aufwertung des nicht-formalen Lernens im gesamten Bildungssystem. Ein wichtiges Ziel ist die Schaffung von mehr Durchlässigkeit vom nicht-formalen in das formale System und umgekehrt, aber auch im nicht-formalen System selbst. Dabei kommt der Erwachsenenbildung und besonders den Volkshochschulen eine große Bedeutung zu. Die Lernergebnisorientierung unterstützt die gegenseitige Anerkennung und Anrechnung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen bzw. Qualifikationen. Davon profitieren Programmplanende, Lehrende und Lernende sowie aufnehmende Einrichtungen.9
Der Nationale Qualifikationsrahmen, die Validierungsstrategie und die Lernergebnisorientierung als gemeinsame Klammer sind daher auch wichtige Themen für die Volkshochschulen, die nun im VÖV im Arbeitsschwerpunkt „Grundprogramm“ umgesetzt werden. //
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